Sportscheck will wohl nur noch bis Anfang 2024 am Königsplatz in Kassel bleiben. Genau vor zehn Jahren war die Sportartikelkette eingezogen.

Kassel – Vom Königsplatz wird sich in knapp einem Jahr ein namhafter Anziehungspunkt des städtischen Einzelhandels verabschieden. Wie die HNA erfahren hat, will die Firma Sportscheck ihre Kasseler Filiale zum Ende Januar 2024 aufgeben. Genau zehn Jahre liegt es dann zurück, dass anstelle des früheren Modehauses Overmeyer ein Neubau in Betrieb gegangen ist. Darin belegt die Sportartikelkette seither auf mehreren Etagen rund 3000 Quadratmeter Fläche.

Nun steht offenbar fest, dass der Mietvertrag nicht verlängert wird. In der letzten Januarwoche ist dies in einer Versammlung der Belegschaft mitgeteilt worden. Während die örtliche Filialleitung auf die Unternehmenszentrale nahe München verweist und es von dort aber keinerlei Reaktion auf wiederholte Anfragen der HNA gibt, macht das absehbare Aus der Filiale schon die Runde in der Stadt – unter anderem, weil sich betroffene Mitarbeiter bereits um andere Jobs bemühen.

Die Sportartikelkette mit derzeit 34 Standorten hat bis Anfang 2020 zur Hamburger Otto-Gruppe gehört und war dann mit dem Segen des Bundeskartellamts in den Besitz des österreichischen Signa-Konzerns gewechselt.

Sportscheck in Kassel: Absehbaren Weggang eines „Top-Einzelhandelsmieters“

Zu diesem gehört ebenfalls die kriselnde Kaufhauskette Galeria, die zum wiederholten Male ein Insolvenzverfahren durchmacht und zwecks Sanierung aktuell die Schließung von 60 ihrer bundesweit 131 Kaufhausstandorte angekündigt hat. Wie die Süddeutsche Zeitung erfahren haben will, soll das erst kürzlich mit großem Aufwand modernisierte Galeria-Haus in Kassel aber inzwischen als sicher vor Schließungsabsichten gelten. Was aber mittelfristig aus den großzügigen Räumlichkeiten von Sportscheck am Königsplatz wird, bleibt einstweilen offen: Auch beim Eigentümer der Immobilie liefen Nachfragen dazu bisher ins Leere.

Auf dem Grundstück war viele Jahre das Modekaufhaus Overmeyer ansässig. Nachdem das Unternehmen Anfang des Jahrtausends in Schwierigkeiten geriet und 2006 schließlich aufgeben musste, wechselte das Grundstück mehrfach die Besitzer. Eine zunächst geplante Sanierung des Gebäudes scheiterte nach der Entdeckung von Substanzschäden; schließlich wurde das alte Modehaus abgerissen und das heutige Geschäftshaus mit seiner Natursteinfassade nach Plänen des Kasseler Büros ANP neu errichtet. Der Projektentwickler Kanada Bau aus Braunschweig investierte damals rund 15 Millionen Euro.

Gut ein Jahr nach der Fertigstellung Anfang 2014 übernahm das Düsseldorfer Investmenthaus aik das Gebäude am Königsplatz für 18 Millionen Euro in einen Immobilienfonds zugunsten berufsständischer Versorgungswerke. Zum absehbaren Weggang des „Top-Einzelhandelsmieters“ Sportscheck, wie es damals anlässlich der Transaktion hieß, hat sich auch aik bisher nicht geäußert. (Axel Schwarz).

 

Quelle: HNA vom 12.02.2023 – JBG Research.